Wie alles begann

Hm...
also wie beginnt man am besten, die Geschichte zu erzählen, mit der alles begann?
Wo fängt der Anfang an?
Ich weiß:
Es war einmal, vor noch gar nicht so langer Zeit...
*schnarch*

ok, gut. Spaß beiseite. Soooo interessant wird die Geschichte nicht. Für euch zumindest nicht.
Für mich...ja, ich kenn sie ja schon, und für mich war sie interessant...ganz schön interessant. Da gab es großes Geschrei, viele Schauplätze, noch mehr Darsteller und die ganz große Liebe.

Ich wurde am 09.04.1987 an der Bergstraße geboren in eine kleine aber feine Familie hineingeboren. Meine Eltern liebten mich, meinen Bruder liebte ich und wir alle liebten uns - irgendwie.

Eigentlich hatte ich eine ganz schöne Kindheit. In der Jugend war ich dann immer irgendwie aufmüpfig. Ich wollte von meinen Eltern in Ruhe gelassen werden und mehr vom Leben als Schule. Jugndliches Alter eben.

Die Beziehung zu meinen Eltern ist durchwachsen. Mal gut, mal nicht sonderlich. Auch normal.
In den letzten Jahren hat sie allerdings immer etwas mehr nachgelassen, was vor allem daran lag, dass ich mit der Gesamtsituation unzufrieden war. Ich wollte raus, die Welt sehen, ich wollte mein eigenes Leben leben und für mich selbst verantwortlich sein, statt mein Dasein in irgendeinem Steuerbüro und in meinem "Kinderzimmer" zu fristen.

Und dann?
2007 bin ich ihm das erste Mal begegnet.
Ich habe seit frühesten Kindertagen dank meinem Bruder eine große Vorliebe für Kung Fu Filme entwickelt. Bruce Lee, Jackie Chan, Jet Li...wow! Naja, ich wollte dadurch auch selbst immer irgendeine Kampfkunst trainieren. In Kindertagen hatte ich Kinderjudo gemacht - wenigstens die Vorwärtsrolle kann ich heute noch. Der Rest war mit japanischen Begrifflichkeiten versehen und hat mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht. Zumeist stand ich in den Prüfungen da und fragte mich "was war noch mal der `Morote-Seoi-Nage'-Wurf?" und während ich noch überlegte hatte der andere in der Zeit einen gekonnten Schulterwurf bei mir hingelegt und ich landete hart auf dem Boden.
Tja, also Judo sollte es dann doch nicht sein.

2007, ja, da traute ich doch tatsächlich meinen Augen nicht, als ich herausfand, dass es in meinem kleinen Kaff von Ort, das sich selbst Stadt nennt, eine Kung Fu Schule gab.

Ich wählte glaub ich 17 Mal die Nummer, bis ich mal mehr als ein oder zwei einzelne Klingeln auf der anderen Seite der Leitungen hervorbrachte. Und dann war da eine jugendlich männliche Stimme am Apparat, mit der ich gleich einen Termin vereinbarte.
Ich fuhr wirklich hin...ich weiß noch, dass ich zu weit fuhr mit dem Auto - ehrlich gesagt hatte ich eine Art Dojo erwartet - und rannte ein ganzes Stück die Straße entlang, mich von einer Hausnummer zur anderen hangelnd.

Am Tor stand ein junger, gutaussehender Mann, der mich gleichweg begrüßte: Der Lehrer der Kung Fu Schule.
Und als ich ihn sah...da wurde mir heiß. Und gleichzeitig kalt.
Ich wusste nicht wie mir geschah. Und diese tiiiiefen dunkelbraunen Augen sahen komplett durch mich durch.
Von dem Probetraining weiß ich nur noch, dass ich vom Raum enttäuscht war (ein einfacher, kleiner Kellerraum als Trainingsraum zurechtgemacht), durch den ich mehrere Male schwungvoll flog...und ich erinnere mich an diese wundervollen Augen und diese sanften und zugleich starken Hände, bei deren Berührung ich jedes Mal weiche Knie bekam.

Wow! Was für ein Kerl...!

Ich hatte drei Tage nach dem Training immer noch so dicke blaue Flecken an den Schultern, dass ich nicht mal annähernd einen BH tragen konnte.

Aber wie konnte ich den bei ihm trainieren? Zumal ich damals ja gerade noch in einer Beziehung war.

Also fing ich an, mir selbst einzureden, ich wollte da nicht hin.

Oft habe ich ihn mit seinen Schülern trainieren gesehen und immer wieder fühlte ich mich ihm dermaßen hingezogen, dass ich nicht wusste, wie mir geschah.
Aber ich traute mich nie, ihn anzusprechen oder nochmal bei ihm anzufangen mit dem Training.

Vier Jahre später, Mitte 2011 im Sommer war es soweit: Ich traf ihn wieder. Ganz durch Zufall, als er mir am Bahnhof entgegen kam. Ich dachte mir: Jetzt spreche ich ihn an! Und...da grüßte er mich und lief an mir vorbei.
Ich wollte ihm etwas sagen, aber...ach es war zu spät.
Weg war er...!

Als ich etwas betrübt im Bus nach Hause saß, in meine eigenen Gedanken vertieft, sprach mich plötzlich jemand an. Er war es. Er setzte sich zu mir und unterhielt sich mit mir.
Aber ich traute mich trotzdem nicht, mich wieder bei ihm zu melden.

Im Herbst war es dann soweit: Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging nochmal in die Kampfkunstschule. Ich weiß noch, was ich ihm für eine Mail schrieb:
"Ich bin übergewichtig und nicht sportlich, aber ich möchte trotzdem Kung Fu trainieren."

Nach diesem Probetraining blieb ich dabei. Ich wog kurz Einnahmen gegen Ausgaben ab (kann ich mir das Training leisten?) und ging danach 4 Mal die Woche für eine Stunde ins Training.

Ich bemerkte seine Zuneigung mir gegenüber, aber was ich am wenigsten wollte, war, sie falsch zu interpretieren.

Ich glaube, wir machten beide viel dafür, uns endlich näher kennen zu lernen.

Eines Tages traute ich mich, ihm eine Mail zu schreiben und ihn zu fragen, ob er mit mir über den Weihnachtsmarkt laufen wolle. Er stimmte zu. Es war ein wundervoller Abend, deren krönender Abschluss es war, dass er meine Hand nahm - und sie nicht mehr losließ.

Seit dem 30. November 2011 sind wir zusammen.

Ab dem Zeitpunkt war ich mehr bei ihm als bei mir Zuhause, aber er war so unheimlich faszinierend und so liebevoll. Bei ihm habe ich mich so aufgehoben und beschützt gefühlt, so verstanden und so gefördert.

Das ist auch jetzt so.

Auch wenn ich manchmal schimpfe, auch wenn ich manchmal schreibe, warum er dies oder jenes gemacht hat: Ich liebe diesen Mann, gerade weil er mich so nimmt wie ich bin. Weil er mich fördert, mich beschützt, sich um mich kümmert, aber mir auch meinen Freiraum lässt. Wir sind füreinander da.

Ich bin ca. im Januar zu ihm gezogen...es war irgendwie ein bisschen schleichend. Es war nicht von einem auf den anderen Tag sondern irgendwie ein: Ich bin einfach immer weniger Zuhause bei meinen Eltern gewesen.

Was...ähm...meinen Eltern natürlich gar nicht so gefallen hat.
Es gab viel Streit, Anschuldigungen, Schuldgefühle und Tränen...
Naja. Ich habs trotzdem durchgezogen.

Er hat mir sofort Platz freigeräumt und mich ganz einfach bei ihm aufgenommen. Auch seine Eltern hießen mich liebevoll willkommen und freuten sich, wenn ich da war.


Wir leben in einer kleinen aber feinen 2-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss. Mit im Haus leben die Eltern und die Großeltern meines Verlobten.


                                                  Unser kleines, aber trautes Heim :o) 


Die Wohnung ist klein, aber es funktioniert auf diesem engen Raum mit uns.
Natürlich ist nicht immer alles rosig, aber er ist ein sehr liebevoller, ausgeglichener Mann, der selbst meine schlechte Laune oder meine Traurigkeit immer wieder zu heben vermag.

Am 9. April 2012 hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte.

Ja, ich will. Ich will mein Leben gerne mit ihm verbringen.

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Jeder hat seine starken, aber auch seine schwachen Seiten.
Die Frage ist: können wir damit umgehen? Können wir sie akzeptieren?

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