Freitag, 25. Mai 2012

Beziehungen und Eigeneklat

Gestern war kein guter Tag.

Nachdem ich gestern wirklich leckeren Grießbrei zum Mittagessen gekocht habe, ist alles in einem kleinen Moment der Unachtsamkeit dann doch noch übergekocht. Gerade vorher habe ich den Herd und die Spüle sauber gehabt...!
Naja, zumindest war der Grießbrei dann lecker. Hier das Rezept:

1      Liter           Sojamilch
40    g                Butter
4      El               Rohrohrzucker
1                        Zitruspäckchen / Zitronengeriebenes
1      Prise          Salz
150  g                Grießpulver - oder was eben als angemessene Menge empfunden wird.

Sojamilch, Butter und Zucker kochen lassen, dann die Prise Salz, das Zitronenpulver und den Grießpulver dazugeben und alles einmal kurz aufkochen lassen. Dann auf geringer Hitze weiter andicken lassen.
Seid vorsichtig mit der Zugabe des Grießes, wir empfanden 150 g als zu viel und haben den Grießbrei danach mit Milch wieder verdünnt. Also besser lansgam zutun und dann erst einmal andicken lassen.

Uns hat er mit dem leichten Zitronenaroma sehr gut geschmeckt.

Nachdem ich dann abends das zweite Mal gekocht habe - mein Bald-Mann hatte Appetit auf Wraps. Und wer macht die? Ich natürlich. - war ich abends dann doch etwas schlecht gelaunt, denn ich wollte eigentlich noch sehr viel erledigen.
So stand ich also in der Küche, schnippelte Salat, Karotten, Gurken und Tomaten, machte den Mais fertig und legte Schnittlauch bereit. Ich kam zwischendurch ins Schlafzimmer, wo mein Mann auf dem Bett hockte, über einer für ihn sehr wichtigen Studie gebeugt, die er momentan ausarbeitet, musste mich aber sofort wieder umdrehen, da er mich mit seinem "Ist das Essen schon fertig?" sehr getroffen hat.
"Nein Schatz, ist es nicht! Ich ruf dich dann schon, wenns fertig ist!", raunte ich und ging in der Küche beim Schneiden und vorbereiten schon etwas grober mit den Lebensmitteln und dem Messer (!) um.
Mein Bald-Mann bemerkt sofort, wenn etwas nicht stimmt, wenn ich also angegurkt bin von irgendetwas. Was ich ja gestern durchaus war.
Er kam sofort in die Küche und fragte, ob alles in Ordnung sei.
Nein, Schatz. Schon gut... .

Als ich nach dem Essen den immer weicher werdenen Rest der leckeren Brownies, den ich - ebenfalls arbeitsreich - gestern zusammengemixt habe, in den Ofen schob (die Dinger brauchen, wenn man daraus Muffin-Brownies macht, in unserem "Ofen" ca 40 Minuten), machte sich mein Mann inzwischen Bettfertig, es war ja auch schon halb zwölf. Ich räumte dann noch seinen Teller und sein Nachtischschälchen auf und spülte beide ab, sonst klebt alles wieder an, wenn man es dann abwaschen will, macht man sich zusätzliche Arbeit.
Da die Brownies noch immer eine halbe Stunde brauchten, ich aber mit meinem Bald-Mann noch etwas klären wollte, ging ich mit ins Schlafzimmer.

Wie fängt man an, seinem Mann zu erklären, dass man sich gerade total alleingelassen fühlt? Ich beginne mit einem solchen Punkt immer damit, mich selbst zu entschärfen. Ganz ungewollt. Mir fallen vorher schon immer Gegenargumente für mein Motzen ein, die mich dann demnach entkräften - weil mir selbst wiederum keine Argumente gegen meine Gegenargumente einfallen. Das klingt dann ungefähr so:

*Gedanken*

- Toll, ich darf kochen, waschen, bügeln, und er sitzt vor dem Pc.

      - Naja, aber hat heute ja nicht nur vor dem Pc gesessen, er hat den Frühstückstisch gedeckt, ist mit zum NKD gekommen, um das Hemd wieder zurückzugeben, das du so toll fandest, ihm aber nicht gepasst hat, und er hat heute morgen abgetrocknet. Wär ja fieß, wenn du ihm jetzt vorwirfst, er würde nichts machen.

- Ja, schon, aber er kümmert sich um nichts. Er sagt mir noch, was ich dann ja noch tun könnte.

     - Er macht nur aufmerksam darauf, was noch zu tun ist. Sieh das doch nicht so skeptisch an.

- Ja schon, aber...


und so geht das dann die ganze Zeit.
Ich sprach ihn gestern trotzdem darauf an, obwohl ich dank vorherigem Eigeneklat nicht mehr sauer, sondern irgendwie einfach nur noch einen verzweifelten Versuch startete, von ihm nicht die selben Argumente zu hören, wie von mir selbst. Aber sie kamen trotzdem und - wunders - sie öffneten mir ein wenig die Augen.

- Aber Schatz, du hast selbst gesagt, dass du gerne kochst, und ich wollte eigentlich nur nicht, dass du die billigen Sachen essen musst, die ich dir auftische. Also lasse ich dich kochen.

- Aber wenn ich abwaschen will, sagst du, dass machst du.

- Ich halse dir nicht noch zustätzliche Arbeit auf, ich wollte damit nur andeuten, was noch gemacht werden muss. 


Und da fiel es mir auf.
Mann, bin ich dämlich.
Es stimmt.
Tatsächlich stimmt es.
Das ich alles bisher alleine gemacht habe, liegt nicht daran, dass er nichts tun wollte. Sondern daran, dass ich es als resolute, selbstbewusste Fee einfach alles selbst gemacht habe. Ich habe meinen Mann nicht einmal drangestellt und habe gesagt "heute kochst du mal, ja, Schatz?"; "machst du heute mal den Abwasch?". Ich hab es einfach bisher immer selbst gemacht - ja sogar ein schlechtes Gewissen gehabt damit, dass er etwas tun sollte im Haushalt.

Ich habe ihm erklärt, dass ich nicht mehr so viel Freizeit habe wie am Anfang unserer Beziehung, als wir stundenlang spazieren gehen, Filme schauen oder einfach nur zusammen auf dem Bett rumlümmeln konnten. Es ist anders geworden, seit ich bei ihm eingezogen und wir beide nun einen Haus...Wohnungshalt zu führen haben.

Aber: bin ich gut darin, mir Arbeit aufzuhalsen?
Ich habe das Angebot von Bald-Schwiegermama abgelehnt, das Geschirr in ihrer Spülmaschine zu waschen, sondern mache es lieber selbst von Hand. Ich habe mich entschlossen, ordentlich zu kochen und auch mal zu backen, weil mir es auf der einen Seite Spaß macht und ich mich auf der anderen Seite aber auch nicht nur von Fertigware ernähren will. Ich koche nicht jeden Tag richtig. Aber doch schon oft, sodass ich manchmal zwei Stunden am Herd stehe für etwas, das dann nach 10 Minuten komplett aufgegessen ist. Ich wasche und bügle unsere Wäsche. Klar, meine Mom hat mir angeboten, wenn ich mal nicht hinterher kommen sollte, dass sie dann die Wäsche wäscht. Aber ich bin dafür ehrlich gesagt zu ehrgeizig. Ich will das ja selbst packen.

Aber, meine lieben Mit-Feen: macht niemals den Fehler, euch alles aufzuhalsen. In einer Beziehung hat jeder seinen Beitrag zu leisten, es tut nicht gut, wenn ihr euch alles aufhalst und er den Faulenzer spielen darf - das gibt nur böse Streitereien.
Baut ihn mit ein, entweder, indem ihr einen Haushaltsplan aufstellt (was ich persönlich doof finde) oder indem ihr ihm eben sagt, was noch zu tun ist und das ihr ihn für die und die Aufgabe braucht. Klar, er wird ein langes Gesicht ziehen. Aber lasst euch davon nicht entmutigen. Auch nicht davon, dass er nach einem Moment Geschirrspülen quengelt, er habe keine Lust mehr.
Wenn ihr ihm sagt, ihr braucht ihn, dann fühlt er sich mit der Sache auch wohler. Jeder Mensch will gebraucht werden. Das liegt in unserer Natur und es wiegelt unser Selbstbewusstsein auf.

Aber macht es nicht alleine. Macht nicht den selben Fehler wie ich am Anfang, das ihr euch alles alleine zumutet.  Ihr seid zu zweit. Und genau dafür - für das "Zu-zweit-sein" - hat man doch seinen Partner, oder?

Ich bin meinem Bald-Mann nicht böse über sein Verhalten. Wie könnte ich das? Ich hab es ja erst dazu kommen lassen. Genau deshalb bin ich froh, dass ich in irgendeiner Weise mit ihm offen reden kann, auch wenn es dann mal klinch gibt und die Stimmung danach angekratzt ist. Das legt sich wieder und kann durch eine Aussprache danach eigentlich nur besser werden.


Meine Brownies habe ich gestern Abend dann noch noch vergessen, sodass man damit heute Morgen eine Fensterscheibe einwerfen könnte. Aber die sind mir gerade gar nicht mehr so wichtig...



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